Offenburg
Neubau Justizvollzugsanstalt
Die neue Justizvollzugsanstalt umfasst 500 Haftplätze sowie Werkstattgebäude und Sporthalle. Eine Nord-Süd-Magistrale teilt den Arbeits-, Verwaltungs- und Besucherbereich vom Wohn- und Dienstleistungsbereich und reduziert die Kontaktmöglichkeit zwischen Gefangenen, Besuchern und dem Anlieferverkehr der Werkstätten. Im 200 m langen Werkstattgebäude sind 10 Werkstätten, ein Zentrallager, die Fahrzeugpflege und die Küche untergebracht. Über den Werkstätten befinden sich der Besucherbereich, die Verwaltung und die Kantine der Mitarbeiter. Im zweiten Obergeschoss verbinden vier Brücken mit einer Spannweite von 14 m diesen Bereich mit den vier kammförmig angeordneten Wohnbereiche mit Hafträumen und vorgelagerten Freizeithöfen. Die in Wohngruppen mit je 20 Haftplätzen modular aufgebauten Haftgebäude sind so strukturiert, dass unterschiedliche Haftformen parallel möglich sind. Mit Ausnahmen eines Gemeinschaftshaftraumes für 3 Gefangene, erfolgt die Unterbringung innerhalb einer Wohngruppe jeweils in Einzelhafträumen mit einer geschlossenen Sanitärkabine. Im Norden des Areals befinden sich eine Zweifeld-Sporthalle sowie ein Außenspielfeld und ein Allwetterplatz für die sportliche Betätigung der Gefangenen. Sowohl dem Besucherbereich als auch der Kantine sind Dachterrassen vorgelagert, die innerhalb der Anstalt eine gewisse Freizügigkeit vermitteln. Während die Arbeits- und Wohnbereiche der Gefangenen durch eine introvertierte, nur beschränkt Ausblick gewährende Bauweise geprägt werden, bietet der Besucherbereich einen ungestörten Ausblick über die Mauer bis zum Schwarzwald.
Die Gesamtanlage zeigt eine strenge Architektursprache durch die Reduktion auf wenige Materialien wie Beton, Glas und Stahl. Transluzente Wände aus Profilbauglas mit einem innen liegenden Gitter entlang der Verkehrswege bilden helle Bereiche und Verkehrswege, in denen die Gitter eher zu einer Struktur als zum wahrnehmbaren Bauteil werden. Im Gegensatz zu den Hafträumen, mit ihren Ausblicken in die Innenhöfe, mit deutlich in Erscheinung tretenden vergitterten Fenstern, der modulare Aufbau der Anstalt findet seine Fortsetzung in der strengen, aus großflächigen Betonfertigteilen bestehenden Gebäudekonzeption. Durch einen hohen Grad der Vorfertigung konnten die Kosten und die Bauzeit stark minimiert werden.
Die Verwendung durchgefärbter Betonfertigteile als Baumaterial für die Fassaden sowie der Einsatz von Profilbauglas für die lichtdurchlässigen Fassadenteile bilden durchgängige Gestaltungselemente. Die Dauerhaftigkeit dieser Baustoffe trägt zur Kostenreduzierung im Bauunterhalt bei. Die fünfgeschossigen Hafthäuser mit den Verbindungsbauwerken wurden in Stahlbeton-Bauweise hergestellt. Die Gebäudekomplexe sind in fugenloser Bauweise ausgeführt. Die Decken über der Werkstatt als Spannbeton-Hohldielen mit 11,5 m Spannweite. Die Dachbinder im Andachtsraum sind parabelförmig aus Brettschichtholz.